17. Traumziel Algarve – Zwischenstopp in Murcia

Wir wählten diesmal die Autobahn, weil wir uns noch mindestens einen Strandtag herausarbeiten wollten. Der Abschied von Almayate war doch etwas wehmütig. Das Palmenplätzchen ist einem ans Herz gewachsen. Leider gab es auf der Strecke von Velez-Malaga bis Almería keine Rastplätze, denn sehenswert waren da schon einige Ausblicke. So blieb nichts anderes übrig, als aus dem fahrenden Wagen zu knipsen, was entsprechend minderwertige Fotos ergibt.

     

Zum einen ist die Küstenregion hier total mit Gewächshäusern bepflastert. Hat der Hang zu viel Neigung, dann wird eben eine Terrasse angelegt. Die Plastikfolien haben aber nur eine begrenzte Lebensdauer, oft sieht man völlig zerfledderte. Und wohin werden die Schnipsel gespült?
Die Reihe der Wachttürme setzt sich fort und beim Abzweig nach Granada blitzen in der Ferne die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada, die uns auf der Runterfahrt teilweise an die Alpen erinnerten.

      

Almería heben wir uns fürs nächste Mal auf. Die Burg ist imposant und ganz in der Nähe sind sogar Wohnhöhlen zu sehen. Unser Tagesziel war ein Großeinkauf bei Lidl in Vera, wo wir mit Übernachtungsmöglichkeit rechneten. Als wir von der Autobahn abbogen, waren auf vielen Feldern Scharen von Erntehelfern im Einsatz, alle mit gelben Warnwesten ausgerüstet, neben großen Kistenstapeln. Wir konnten aber nicht erkennen, was da geerntet wurde. Mit der letzten Sonne nahmen wir unseren Supermarktparkplatz ein und als wir unseren Einkauf verstauten, war es schon dunkel. Mitten in der Nacht kam ein großer LKW zum Abladen, ansonsten war es eine ruhige Nacht. Nach frischen Brötchen am Morgen absolvierten wir die bekannte Strecke nach Aguilas. Wir fahren direkt eine Tankstelle im Industriegebiet an, wo der Sprit inzwischen 1,59 Euro (6 Cent billiger als an der normalen Tankstelle) kostet. Später erzählt uns Maria, dass bis 31.12. der spanische Staat den Sprit mit 23 Cent/l subventioniert. Dann fahren wir am Abzweig zum früheren Campingplatz vorbei direkt an den Strand, wo diesmal bestimmt sechsmal so viele Womos wie Mitte Oktober weiträumig verteilt stehen.

           Traumhafte Sonne vor filmreifer Kulisse. Was für ein Ausklang! Wir wechseln in kurze Hosen und trinken Kaffee draußen mit Blick aufs Wasser. Dann geben wir Klaus und Maria Bescheid, in der Hoffnung die kommen auch hierher und wir könnten noch ein paar Tage hier verbringen. Leider sind die beiden von Roquetas aus schon in Murcia eingetroffen und erwarten uns. Nächstes Mal müssen wir wieder hierher kommen. Jetzt wissen wir ja, wofür man sich rüsten muss. Der Platz ist viel schöner als der Campingplatz. Man würde zwar keine Motorradtouren machen und das Auto lange alleine stehen lassen, aber wenn man nur sitzen oder spazieren bzw. baden will und keine Waschmaschine braucht, ist es ideal.

Am 23.12. mittags verlassen wir Calabardina und sind 17 Uhr in Murcia. Der Verkehr war diesmal erstaunlich dicht. Der Stellplatz ist riesiglzwischen IKEA und mehreren Märkten, bietet Entsorgung, aber sonst nichts. Ein Teil mit Baumstreifen zwischen den Reihen, der andere Teil geteerte Fläche und gut bestückt mit recht großen Womos: von Deutschen, Niederländern, Italienern, Franzosen und Norwegern. Als erstes gab es ein Anlegerchen mit Klaus und Maria bis die Sonne weg war, dann verkroch sich jeder im Womo. Beim Aldi in der Nachbarschaft kriege ich am 24. noch einen Weihnachtsstollen. Dann sind überraschend zwei nebeneinanderliegende Plätze frei geworden. Wir rangieren uns zusammen und unternehmen dann mit der Straßenbahn einen Ausflug in die Stadt.

Bereits bei der Anfahrt, kurz vor dem Stellplatz fiel uns ein modernes Gebäude mit Bäumen in der ersten Etage und rundum gebrochenen Orgelpfeifen auf. Das ist ein Konsumtempel mit Casino. Restaurants und Konzertsälen. Man kommt nur rein mit Personalausweis, aber mit unserem Campingoutfit wären wir deplatziert gewesen.

Zuhause greift man sich an den Kopf, wenn man im Fernsehen Bilder sieht von dem Rummel der Adventzeit in der Innenstadt und erklärt die Leute für verrückt. Nun sind wir es selber. Die Spanier feiern den 24. nicht, sondern die Geschenke bringen erst die Heiligen Drei Könige. Zu den Feiertagen treffen sich die Familien zum Schlemmen auswärts, die Hausfrauen haben keinen Stress und geben sich dem Shopping hin, aber wie! Heute strömt alles in die Innenstadt auf die Weihnachtsmärkte und in die Kneipen. „Mensch guck, da stehen sie Schlange vor der Apotheke. Haben die nicht im WDR gesagt, dass bei uns schon Mangel an bestimmten Medikamenten herrscht?“ Maria klärt auf: „Die stehen nicht vor der Farmacía, sondern vor dem Brauhaus daneben.“ Viele der Passanten tragen verrückte Kappen, Leuchtkränze oder Weihnachtsmützen, Anzüge und Pullover mit Weihnachtsmotiven. Junge Leute sind aufgebrezelt wie nur was. Es fehlt nur, dass der Hintern freiliegt. Manche Gassen sind gestopft voll mit Biertrinkenden, viel Polizei unterwegs. In einem Café stärken wir uns und können uns kaum satt sehen. Das ganze bei 22 Grad, weihnachtlich ist einem da gar nicht.

Die Kathedrale ist wieder ein typischer spanischer Stilmix wie in Malaga, was bei der Umrundung auffällt. Sie ist geschlossen bzw. in Renovierung. In zwei andere Kirchen schauen wir mal rein, in einer ist Messe. Beide haben eine barocke Innenausstattung mit viel Gold. Die Gassen sind üppig weihnachtlich geschmückt und Straßenmusikanten, v.a. Jugendliche singen auf Plätzen und in Gassen, junge Männer pinkeln in Hauseingänge, während die Masse vorbeidrängt. Die ganze Atmosphäre ist irre und mit Weiberfastnacht etwas vergleichbar. Fällt der Feiertag auf einen Sonntag, dann ist auch der Montag noch frei. Die Lebensmittelgeschäfte haben trotzdem geöffnet. Abends werden Böller gezündet (vereinzelt) .Am Abend setzten wir vier uns zusammen bei uns und trinken Sekt mit O-Saft und haben viel gelacht –
ein rundum gelungener Abend.

Impressionen ein und derselben Kirche:

          


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