14. Traumziel Algarve – Stellplatzumgebung

Am 1.12. weckt uns nachts der erste Regen. Wir verzichten deshalb auf den Wochenmarkt. Bis zum Nachmittag trocknet die Straße, so dass wir immerhin zum Einkaufen rollern. Auch ein Abendspaziergang nach Monte Azul, den Berg hinter dem Campingplatz, ist möglich. Am nächsten Tag spazieren wir in die andere Richtung den Berg hoch und finden nette Häuschen, Mango- und Mandarinenplantagen, Papayas und undefinierbare Anpflanzungen. Als wir ins nächste Tal absteigen, hören wir aus einem Anwesen exotisches Vogelgezwitscher. Kurt pfeift.  Die Vögel schauen sich offenbar ungläubig an und     

pfeifen zurück. Mehrfach klappt das. Papageien. Kurt ruft: „Hola! “ Zurück kommt es umgehend wie Echo. Als wir lachen, tönt das gleiche Geräusch aus den Volièren. Es ist zum Schießen. Das geht paarmal hin und her. Erst als wir außer Sicht sind, hört das Gelärme auf. Wieder lockt der Strand. 

Direkt hinter dem Campingplatz fallen mir die Sedimentformationen auf. Anstehende fossilreiche Schichten, die durch natürliche Erosion geformt wurden. Linkerhand hinter einem Gewächshaus sind weitere sehr fossilreiche Aufschlüsse.. Ich sammle Pecten aus dem Pliozän. (ca. 5,333 Millionen Jahren bis vor etwa 2,588 Millionen Jahren). Wer kann da schon widerstehen? Wozu habe ich meinen Geologenhammer? Die Schichten sind mal krümelig weich, mal betonhart. Und jetzt kriegt die Sammlung sogar gleich eine Aufgabe: sie beschwert unseren „Vorzeltboden“, damit er nicht davonfliegt, denn es stürmt mitunter ganz schön.

Bei einer kleinen Motorrollertour fahren wir die Alcazaba de Vélez-Málaga an,  am höchsten Punkt der Stadt auf einem Hügel von etwa 137 m über dem Meeresspiegel. Die wenigen Strukturen, die wir sehen, sind stark restauriert , u.U. zu stark. Die Festung hat einen unregelmäßigen Grundriss, da sie sich an das Gelände anpasst, auf dem sie steht,

     

Der Ursprung der Festung lässt sich bis ins 10. Jahrhundert zurückverfolgen, obwohl archäologische Überreste ins Chalkolithikum bis ins 7. Jahrhundert v. Chr. zurückreichen. Ab dem 13. Jahrhundert, während der Nasridenzeit, wurde die Burg verstärkt, 1487 von den Katholischen Königen erobert und im 16. Jahrhundert zu Kaserne und Gefängnis. Nach der französischen Besetzung (1808-1810) geriet sie in Vergessenheit und wurde zunehmend als Steinbruch abgetragen. Der Ort, auf den man herunterschaut, erinnerte mich an die Rekonstruktionszeichnungen des Jahrtausende alten Çatalhöyük in der Türkei: Treppen zwischen aneinander geschmiegten kubischen Hütten, nach außen mit wenigen kleinen Fenstern und Dachterrassen.

In die Nachbarschaft des Campingplatzes führte eine andere kleine Tour: Im Valle Niza auf dem Weg nach Malaga fanden wir den Eingang zu San Pitar leider mit geschlossenem Zaun. Ein Stück Bewässerungsrinne und Stützmauern sah ich im Gebüsch. Als sich dann auch noch hinter dem Zaun ein Mann mit Hund  am Horizont abzeichnete, ließ mir das keine Ruhe. Wir umrundeten mit dem Motorroller das ganze Gebiet und fanden eine Lücke im Zaun. Kurt blieb lieber draußen, aber ich musste mich reinschlängeln. Und siehe da, es gab angelegte Spazierwege mit Beleuchtung und Bänke, Erläuterungstafeln auf Spanisch. Die fotografierte ich, um sie hinterher zu übersetzen.

     

     


Es stellte sich heraus, dass aus diesem Steinbruch Steine sowohl für die phönizische Nekropole von Trayamar in Almayate, das römische Theater in Malaga und ab 1727 für den Turm der Kathedrale in Malaga gebrochen worden waren. Man sieht drei verschiedene Reste: den Steinbruch, die mozarabische Höhlenkirche San Pitar aus dem Jahr 1739 und Grundmauern einer Farm, die 1844 -1855 Rosinen aus Muskatellertrauben herstellte (mit etwa 300 Paseros(?), dem größten Komplex in der Region) bis dann die Reblaus alles vernichtete. Da die brauchbaren Steinschichten schräg liegen, musste man bald zum Untertageabbau übergehen. 1755 rentierte sich der Aufwand nicht mehr, die Qualität der Steine ließ nach und man gab auf. Der Komplex verfügt über eine Reihe von Hohlräumen. Im Jahr 1728 arbeiteten 10 Personen, während der Spitzenzeit waren es etwa 100 Steinmetze.
Für das gesamte Gelände des Valle-Niza wurden zwischen 2003 und 2006 1.200.000 Euro investiert zur Reinigung und Erschließung, dann wieder 2012 über 400.000 Euro und 2021 zerstörte Regen die Anlagen.

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