12. Traumziel Algarve – Dauerplatz gefunden

In der Nacht zu Sonntag sinkt die Temperatur auf 11 °C. Wir haben die Heizung auf 18 °C gestellt, dazu strahlt die Sonne vom blauen Himmel wie immer. So bleibt es auch tagsüber, als wir Portugal verlassen und als Ziel La Rábida eingeben. Das Navi leitet uns genau wieder an der Tankstelle in Cartaya vorbei, bei der wir schon auf der Herfahrt so billig getankt hatten. Diesmal ist der Preis außen mit 1,78 angegeben, (was auch schon billig wäre), aber die Tanksäule zeigt 1,58 Euro/l an! Während wir uns noch wunderten, fragte ein anderer spanischer Tanker, ob er uns helfen könne, da es mal wieder eine Selbstbedienungssäule mit Kartenzahlung war. Nett, aber wir sind inzwischen firm. Dass unser Tank nun voll ist, stärkt die Entscheidung, nicht über Gibraltar zu fahren, sondern ab Sevilla den direkten Weg nach Marbella zu nehmen. Durch das anscheinend wegen sonntäglichem Kirchenbesuch oder Mittagsschlemmerei wie ausgestorbene Huerta gelangen wir zügig auf einen ebenso leeren Parkplatz vor dem Freilichtmuseum am Rio Tinto. Hier liegen drei Nachbauten der Karavellen, mit denen Christoph Kolumbus Amerika erreicht hat: Niña, Pinta und Santa María, Sie wurden 1992 zum 500. Jahrestag der Landung von Kolumbus in Amerikas vom Stapel gelassen und auch gesegelt – wie ein Video verdeutlicht.

     

     

Nur eine Handvoll anderer Besucher treiben sich hier rum, die Schiffe sind begehbar, teilweise eingerichtet, und mit Geräuschen beschallt (jedoch kein Vergleich mit dem Madame Tussaud in London). Auf der Lagunenlandzunge darum herum hat man den Hafenkai und ein paar Hütten der karibischen Einwohner mitsamt Inventar und Puppen nachgebildet.

Den Nachmittag krönen Kaffee und Kuchen im Auto und ein Mittagschläfchen, das etwas unsanft endet, weil neben uns jemand hält, einen Ball herausholt und ihn ums Auto herumprellt. Das ist wohl eine Begleiterscheinung der WM, die heute in Katar anfängt. Im Laufe des Abends parken hier noch zwei Wohnmobile. Ein herrlich roter Sonnenuntergang hinter Palmen wiegt uns in Sicherheit,. Aber zur Geisterstunde, Schlag 24 Uhr, setzten Bagger- und Förderkettenlärm im nahen Frachthafen ein, und Schiffe tuteten. Das Spektakel konnte sich mit der Brandung in Sagres messen.

      

Bauarbeiter verlegen am nächsten Morgen Kunstrasen zwischen den Palmen um den Parkplatz des Foro Iberoamericano, eigentlich für Konzerte für 4000 Besucher konzipiert. Es wirkt, als würde es ungenutzt verfallen. Von außen sehen die zwei Pavillone noch ganz neu aus, aber das Inventar ist zerschlagen. Der Bau ist in eine Düne hineingesetzt, wie von hinten zu sehen. Häufig fällt uns auf, dass man irgendwann mit besten Absichten etwas erbaut hat, aber mit der Pflege und Unterhaltung hapert es. Baufälliges wird nicht abgerissen, sondern rottet weiter, während man direkt daneben lebt.

Der Morgen des 21.11. ließ sich trübe an. Nebel schlug sich auf der Scheibe nieder. War es eine falsche Entscheidung, nach Andalusien zurückzukehren? Hinter Huelva nieselte es zeitweise. Von Sevilla bis Algondonales regnete es leicht und stetig, die Gegend ist langweilig, erst danach könnte sie im Gebirge schöne Ausblicke bieten, aber bis Ronda lagen die Wolken wie dunkle Watte auf den Bergspitzen. Wir rasteten im hinteren Bereich eines Parkplatzes, der zu einem gut besuchten Restaurant gehört, für ein Schläfchen und anschließendem Kaffee im mittlerweile dicht strömenden Regen. Unser Navi schaltete auf Nachtansicht. Doch südlich des Ortes wurde es mit jedem Kilometer heller und trockener. In der einen Kurve war es fast ein Blindflug und hinter der nächsten tauchten wir selber aus den Wolken auf. Unter uns das Land ist freundlicher, saftig grün und 20 km vor Ronda schaute erstmals wieder die Sonne raus. Auf den umliegenden Kuppen nisten weiße Bergdörfchen, mal mit, mal ohne Burgruine. Frisch eingesäte Felder überziehen die Hänge ohne Rücksicht auf Höhenlinien oder Steigung, hie und da ein alter Baum. Die lange Bergabfahrt zur Küste ist gefährlich für Motorräder, irgendwas mit Drohnen wird anscheinend angedroht, wir verstehen das Verkehrsschild nicht.

Östlich Marbella trafen wir wieder auf die Küste bzw. die Schnellstraße, die hier die früheren Fischerdörfer verbindet. Die Temperatur kletterte auf 16 °C.. In Cala de Mijas erreichten wir einen großen geschotterten Stellplatz neben einem Golfplatz. Hier standen schon mindestens dreißig Womos aller Größen und fünfmal so viele hätten noch hingepasst, zusätzlich zu den hundert PKW. Karger ging es kaum, aber kostenlos, öffentliche Toiletten (die wir nicht nutzen), Mülleimer und Supermarkt in der Nähe (Aldi), wo ich am Morgen auch Brötchen hole. Geschlafen haben wir jedenfalls ruhig.

     

     

Wenn wir schon mal an so einer Stelle sind, wollen wir den Strand natürlich inspizieren. Nur die Schnellstraße unterqueren und schon sind wir da. Gar nicht mal so übel, zumindest in dieser Jahreszeit. Kleine Einkaufsstraße, leere Ferienhäuser ohne Ende, eine Promenade mit Fitnessgeräten, einem Kinderspielplatz und Sandstrand mit Palmenkreisen. Es gelingt uns, im Eisenwarengeschäft einen Schuhlöffel zu kaufen. Die weitere Strecke nach Torremolinos deprimiert Kurt sehr, der vor 52 Jahren hier mal Urlaub machte. Nichts ist wiederzuerkennen, die Steilküste lückenlos mit den schrecklichsten Touristensilos zugebaut. Da umfahren wir doch Malaga lieber großräumig. Spanien zum Abgewöhnen. Nichts wie weg. Aber wohin? Wir ziehen den Womo-Reiseführer zu Rate und recherchieren die Plätze  nach Preis und Lage. Schließlich suchen wir jetzt etwas für länger evtl. über Weihnachten. Der erste Platz hinter Malaga, klein, aber fein für ca. 30 Womos, aber 600 m weit weg vom Strand, so versteckt am Ortsrand, dass wir zuerst vorbeigefahren waren.  Der ist (zum Glück) voll. Immerhin kriege ich dort ein Prospekt mit weiteren zehn Plätzen und den Tipp, vorher da anzurufen. Das tun wir. Treffer.

   

Die Straße führt am Strand entlang. Das schaut schon mal vielversprechend aus. Als das Navi sagt, wir hätten unser Ziel erreicht, sehen wir keinen Eingang. Einen Mann, der gerade gegenüber sein Tor abschließt, frage ich. Er winkt ab und empfiehlt mir, ein Stück weiter zu fahren, dort wäre ein guter Platz. Richtig, da ist er. Ich laufe mal rein und ins Büro. Der Platz hat alles, sogar ein Restaurant und einen Supermarkt, aber die Wagen stehen dicht an dicht bis zum Strand, 527 Plätze unter Laubbäumen, die gerade beschnitten werden. Kurt macht mich zudem darauf aufmerksam, dass die Deutschlandflagge verkehrt herumhängt. Ne, da fahren wir doch ein Stück zurück und finden auch den Eingang. Hier stehen die Wagen auch dicht, aber eben unter Palmen.

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