9. Traumziel Algarve intensiv

Spätestens gegen Mittag ist dann auch die Sonne wieder da. Angesichts der misslichen Wetterprognosen wollen wir die gute Zeit doch nutzen. Lagos wird in allen Reiseführern gepriesen, gerade mal 18 km entfernt. Von hier aus starteten die Flotten zur Eroberung von Afrika und nach dieser Stadt ist die ehemalige Hauptstadt von Nigeria benannt, weil hier der europäische Sklavenhandel mit vielen Westafrikanern begann. Kurt hat sich etwas einfallen lassen, um das Navi in eine Klappe am Motorrad zu stecken und per kleinem Kopfhörer zu navigieren, aber der ist einfach zu leise. Die Kopfhörer an den Helmen sind kaputt. Ersatzteile können wir uns erst schicken lassen, wenn wir mal länger an einem Ort sind.

   

Zuerst stoppen wir im alten Yachthafen von Lagos, wo die kleine Festung Ponta da Bandeira aus dem 17.Jh. ein Museum beherbergt. Die Stadtmauer ist gut erhalten, ein niedlicher Kiosk dahinter. Ein Bummel könnte sich lohnen, aber die Zeit ist doch ein bisschen knapp und der Ponta da Piedade wartet mit bewundernswerten Felsen. Bis zum letzten Posten fahren wir ran und sehen schon die befestigten Bohlenwege, die nach allen Himmelsrichtungen entlang der Steilküste führen.

   

   

Das ist die Stelle, die beim Stichwort „Algarve“ als Kalenderblatt vor Augen steht! Entsprechend viel Publikum treibt sich herum, Busse aus aller Herren Ländern fahren den Platz an, Rucksacktouristen, Asiaten in Menge – natürlich kein Vergleich mit Sommer. Ob allerdings die Touristenhunde Portugiesisch verstehen, will ich mal in Frage stellen. Siehe unten:

       

Bestimmt zwei Stunden umrunden wir Bucht für Bucht und steigen auch die Treppe hinab zur Grotte. Danach genehmigen wir uns hinter blühenden gelben Büschen einen Latte mit Kuchen. Auch der Andenkenshop verdient was an uns. Gegen 16 Uhr machen wir uns widerwillig auf den Heimweg, überall könnte man sich hinpflanzen und staunen, aber die Luft kühlt deutlich ab und wir wollen nicht frieren im Fahrtwind.

Die nächsten zwei Tage wärmt die Sonne etwas später, uns ganz recht, weil wir mal nur gammeln wollen, alle Behältnisse ausleeren und wieder neu befüllen (das Wasch- und Toilettenhäuschen ist gegenüber), Mittagsschläfchen machen und die Nachbarn belästern, die nachmittags schon Fernsehen gucken und eine Unzahl Topfpflanzen betütteln. Wo ist ein Gartenzwerg? Da kann man eine Weile schauen, was alles gesammelt wurde: Eulen, Trolle, Erdmännchen in Motorradkluft, Muscheln, Stein (okay, mea culpa), Keramik, Makrameegebilde, Glaskugeln, Lämpchen, Sprüche, Mühlsteine, Kokosnüsse etc.

   

Der 15.11. ist bewölkt, nachts hat es geregnet, die Luft fühlt sich wie Waschküche an. Wir haben beschlossen, morgen weiterzufahren, da es noch zwei Tage eher schlecht für Motorradtouren aussieht. Den Norden Portugals heben wir für eine andere Reise auf und kehren lieber nach einem Abstecher nach Sagres und ins Monique-Gebirge zurück nach Andalusien. Als Letztes machen wir einen kleinen Spaziergang nach Alvor zur Kirche.

Die Pfarrkirche Igreja Matriz de Alvor wurde etwa 1520 erbaut. Die Bilder im Internet zeigen alle eine gelbe Rahmung der Simse, in der Realität ist sie aber blau. Das Portal ist mit einer Ansammlung Seemannsknoten verziert.

Die noch kleinere Morabito de Sao Pedro hat eine Kuppel und steht vor dem Friedhofseingang. In diesem Friedhof gibt es ganz neue prächtige Familiengrüfte, meist innen mit sechs Fächern für Särge, die mit gestickten Tüchern bedeckt werden.

     

Auch war gut zu sehen, wie die Grablege gestaltet wird. Der frische Erdhügel wird, wohl vom Bestatter, mit einem überdachten, schmiedeeisernen Gitter geschützt, später legt man einen Rahmen aus vermörtelten Ziegelsteinen, der dann mehr oder weniger aufwändig verkleidet wird mit Marmor. Manchmal stehen zwei Särge übereinander über der Erde und darum herum wird eine Kiste aus Marmorplatten mit Fenster gebaut. Daneben gibt es Wände mit Fächern groß für Särge und kleine für Urnen, alle mit Glasscheibe davor und Kunstblumen. Die Liegezeit ist möglicherweise kurz. In einem leeren Fach lehnte die beschriftete Tafel einer Frau an der Wand, die erst 2007 gestorben war.

Im Hotel Penina wurde übrigens im Januar 1975 die Unabhängigkeit Angolas von Portugal beschlossen. In den Dorfgassen sehen wir viel Leerstand an Häuschen mit gefliester Fassade. Zur Straße haben sie oft nur ein Fenster neben der Tür, viele Pultdächer sind marode. Beim heutigen Einkauf erntete ich ein Lob der Kassiererin. Sie sagte mir den Betrag auf Portugiesisch „dotsch-trente-sis“ (so hörte es sich an). Ich glaubte ihn verstanden zu haben und zählte den Betrag ab, genau passend 2,36 Euro und sie streckte den Daumen hoch. Hach!

One thought on “9. Traumziel Algarve intensiv

  1. Toll! Wünschen euch weiterhin alles Gute und Gesundheit. Unfallfrei für alle Zeit!
    Sind z. Z. beim Alex in Stuttgart mit der DB. Sehr entspannt.
    LG. Monika und Klaus.

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