Marokko – Rundreise und Vergleich (3)

Tatsächlich sind die Läden in Tanger am Freitagmorgen geschlossen. Von einer Aussichtsplattform mit der Kanone von Krupp sehen wir den Hafen und die Reste der portugiesischen Festung, die von Häusern überbaut ist. Dann starten wir nach Tetuan. Den ganzen Tag ist es bedeckt, ab und zu fällt ein kleiner Schauer, die Beleuchtung ist ungewohnt duster.

   

   

Auf einem Platz steigen wir aus, bemerken eine Kirche und schon schlendern wir zuerst zum Sommerpalast, dann in den Souk bzw. das jüdische Viertel (Mellah). Mohammed macht uns aufmerksam auf eine Orientierungsmöglichkeit im Pflaster. Verläuft in der Mitte nur eine Reihe Steine in Längsrichtung, dann führt die Gasse zu einem Hauptweg, sind es zwei Pflastersteine nebeneinander, geht es zu einer Nebengasse. Bei drei Steinen endet die Sackgasse. Zwar ist die Synagoge geschlossen, aber die kleinen Werkstätten befriedigen unsere Neugier.

          

          

Tetuan wurde von spanischen Mauren gegründet und war die ehemalige Hauptstadt der spanischen Besatzer. Die Alawiden siedeln hier seit 1620. Ganz nebenbei erfahren wir, dass 80% der Bauern je 6 ha Land besitzen und keine Steuern bezahlen. Steuern fallen erst beim Verkauf an. Gerne pflanzt man hier Getreide oder Gemüse unter den Oliven oder Palmen, eine Etagenwirtschaft, die drei Ernten pro Jahr ermöglicht. Der schwarze Boden ist der fruchtbarste.

   

   

Die Landstraße erlaubt, unter tief hängenden Wolken und kurzen Schauern mit 60 kmh etliche Baustellen zu durchqueren. Am Straßenrand werden Töpferwaren und Obst verkauft. Häufig werden Einheimische bei Straßensperren angehalten. Ein bisschen erinnert mich das an Nigeria, wo schlecht bezahlte Polizisten mit „Maut“ ihre Kasse aufbessern, aber hier hat man Radarfallen aufgestellt und Mohammed meint, “im Allgemeinen“ seien es echte Kontrollen, aber unser Touristenbus bleibe außen vor. Ein gnädiges Winken genügt.

   

Wir erreichen Chefchaouen, die blaue Stadt. Die Temperatur ist angenehm, wir bummeln trocken. Es wimmelt von jungen Katzen, um die sich aber offenbar gekümmert wird, denn verhungert wie die kretischen sehen sie nicht aus. Die Gasse durch den Souk steigt steil den Berg hoch an. Hauseingänge, Treppen, ganze Häuser sind in dem Ort blau gestrichen. Angeblich sollen Kobalt und Indigo, Aquamarin und Azurblau vor dem bösen Blick schützen oder kühlt es in den ätzend heißen Sommern zumindest psychologisch und schützt vor Mücken? In Tunesiens Sidi Bou Said streicht man auch so.

      

Die Erklärung ist ganz profan: Die Stadtverwaltung empfiehlt die Farbe Blau, um den Tourismus zu fördern. Diese Entscheidung fiel vor fünfundzwanzig Jahren, kein Wunder also, dass wir 1980 an der Stadt vorbeifuhren. Die Rechnung ging jedenfalls auf, denn jetzt gehört die Stadt zum Pflichtprogramm der Agenturen. Auf einem Platz ruft der Muezzin gerade zum Freitagsgebet, dem eine Menge Männer folgen.

     

    

Sonst halten sich die Touristenscharen in Grenzen, man kann in Ruhe gucken und da wir hier im Berbergebiet sind, ist die Auswahl an Bommelhüten groß.

Heute müssen wir noch Fes erreichen, die Strecke zieht sich. Im letzten Licht, als wir nochmal an der Straße halten, gelingt hier ein besonderer Blick auf einen Stausee, den Barrage Idriss I. Schnell endet die Dämmerung an den schon geschlossenen Verkaufsständen, wo Kürbisse baumeln und Kinder für ein Foto mit Esel kassieren. Da wir ein Stück des Wegs in zwei Tagen noch einmal in die andere Richtung fahren, werden wir ihn bei Tageslicht erleben. Recht spät treffen wir mit brummendem Magen am Hotel ein, wo das Büffet gottlob schon auf uns wartet. Den Begrüßungstee kürzen wir ab. Doch zunächst sind wir geplättet von dem schönen Foyer. Das ist ganz mein Geschmack, so unscheinbar der Bau von außen wirkt.

   

        

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