13. Sevilla und Bolonia

Der Samstagmorgen überraschte uns mit 6 Grad, steigerte sich dann aber auf 14 Grad. Mittag erreichten wir nördlich von Sevilla das Gelände, wo zwischen Valencina de la Concepción und Castilleja de Guzmán eine 400 Hektar große Siedlung der Megalithkultur bekannt ist. Meine Vorstellung war, sich heute grob zu informieren und morgen mit dem Fahrrad das Gebiet zu erkunden. Zuerst verfranzten wir uns im Straßengewirr des letzteren Dorfes, um den Stellplatz zu finden. Dann suchten wir im Nachbarort das Haus der Kultur um uns anzumelden. Plaza Espagna hört sich ja gut erreichbar und groß an. Weit gefehlt! Das folgende Manöver sprengte alle Vorstellung. Die Einbahnsträßchen wurden immer schmaler und auf einmal öffnete sich ein Miniplatz. Ganz abgesehen davon, dass er komplett vollgeparkt war und in einer Baustellensperrung endete, die einzige Ausfahrt führte im spitzen Winkel nach hinten. Völlig aussichtslos, hier mit Anhänger wenden zu wollen.

Sofort sprach uns ein Spanier an, bar jeder Englischkenntnisse, aber mit verständlicher Gestik und entsprechender LKW-Erfahrung. Es blieb nur die Möglichkeit, den Anhänger abzukoppeln, dann getrennt jedes Fahrzeug zu drehen und wieder anzuhängen. So geschah es, Kurt behielt die Ruhe, zwei Spanier und er zogen per Hand den Hänger um die eigene Achse. Die Ausfahrt war dann Millimeterarbeit zwischen zwei Metallpollern. Mir brach der Angstschweiß aus, jeden Moment erwartete ich quietschendes Metall. Uff, geschafft. Im Kulturhaus erfuhr ich dann, als ich zu Fuß nochmal zurückstolperte, dass man am anderen Tag einen Infofilm zu sehen bekäme und dann alles besichtigen könne. Der Pförtner verstand mich nicht, aber eine Dame, die wohl Begleiterin des Pianisten war, den man im Hintergrund hörte. Ne, ne, nochmal hierher, kam nicht in Frage.

   

Auf der Ausfahrt zum Stellplatz bogen wir bei dem Schild: Dolmen de la Pastora ab. Da der Weg gleichzeitig auch zu einem Funkmast ging, war ausreichend Wendemöglichkeit und ich sprang mit zwei Fotoapparaten aus dem Auto. Eine halbe Stunde sollte noch geöffnet sein. Zuerst gab das Handy den Geist auf, dann signalisierte der Fotoapparat, dass nur noch wenig Saft auf der Batterie war. Am Zaun bemerkte ich Schilder, dass Fahrradfahren verboten sei.

  

Der Tholos war von weitem sichtbar und das Innere sehr beeindruckend: ein 45 m langer Gang endete in einer Kammer mit falschem Gewölbe, Dm. 2,50 m. Der Korridor war ursprünglich durch Türen in vier Teile unterteilt. Der Matarrubilla-Dolmen war laut Internet derzeit geschlossen und rundum waren nur bestellte Felder zu sehen. Ein wenig enttäuscht bestieg ich unser Auto, wir fuhren zum Stellplatz zurück.

Und dort verbrachten wir mit Ausblick auf ganz Sevilla und 18 Grad den Rest des Samstags. Außer uns parkten noch zwei Womos, in der Ferne hörte man das Wummern eines Rummelplatzes, aber ansonsten war‘s entspannt.

   

Am Sonntag parkten wir ab 13 Uhr direkt vor der Werkstatt Autocaravanas in Gelves, einem Vorort von Sevilla, weil wir hofften, der könne das Schloss unseres Gasflaschenfachs reparieren. Die Hoffnung zerschlug sich nach unruhiger, weil lauter Nacht, hier handelte man nur mit Wohnwagen. Auch die Adresse, die wir hier als mögliche Hilfe erhielten, musste passen. Zwar wurden wir sofort in die Werkhalle dirigiert, der Hänger draußen geparkt, und zwei Mann schraubten anderthalb Stunden an dem Teil rum, genau wie Kurt zuvor. Aber den Fehler fanden sie nicht und die Lieferung eines Ersatzteils könne zwei Wochen dauern. Währenddessen hatten wir in einem kleinen Raum warten müssen und waren bei 11 Grad völlig durchgefroren. Seit dem Frühstück nieselte es schon und auch der nächste Tag sähe laut Regenradar nicht anders aus. Unter diesen Bedingungen hatten wir die Lust zu einem Sevillaausflug verloren, einen kostenlosen Stellplatz gab es nicht und für Regenwarterei auch noch zu bezahlen, kam nicht in Frage, zumal wir ja schon hier gewesen waren. Wir wollten es endlich mal trocken und warm haben.

Also nichts wie in den Süden. Keine 20 Minuten auf der Autobahn hörte der Regen auf. In der Nähe von Tarifa hatte ich eine verlockende Bucht mit einer Römersiedlung und Naturdenkmal ausgesucht: Bolonia. Die erreichten wir gegen Abend, stellten aber fest, dass die Womoplätze aus dem Reiseführer inzwischen alle für selbige durch Barrieren gesperrt sind. So viel leerer bester Parkraum direkt am Strand! Unverständlich. Erst nach einigem Gesuche entdeckten wir einen Platz ohne Verbotsschild vor einem geschlossenen Appartementhaus. Ganz ungestört verbrachten wir hier zwei Nächte, eine davon untermalt von morgendlichem Eselgeschrei.

       

Der größte römische Fischereihafen lag hier, im 2. Jh. v. Chr. gegründet und im 7. Jh. n. Chr. verlassen. Schiffsverkehr nach Tanger muss man sich vorstellen. Die Besichtigung der Ausgrabung von Baelo Claudia am 5. Dezember beanspruchte mehrere Stunden. Klein aber fein, mit einer Stadtmauer, einem Theater, einem Forum mit vier Tempeln (Juno, Minerva, Jupiter, Isis), den Thermen und vor allem einer Fabrik zur Salzgewinnung und drei Nekropolen brauchte seine Zeit. Mehrere Schulklassen aus Gibraltar saßen herum und füllten ihre Arbeitsblätter aus. Im angrenzenden Lokal tranken wir einen Kaffee und Kurt erholte sich, während ich die von weitem sichtbare 30 m hohe Düne erklomm, die die besondere Attraktion, ein Naturschutzdenkmal, darstellt.

       

Leider waren die meisten Lokale geschlossen und auch dieses hatte abends zu, denn die Spanier essen lieber mittags warm. In der Nacht fing es wieder an zu regnen und zu stürmen, so dass wir unsere Satellitenschüssel schonten. Anderntags war es zwar trocken bei 18 Grad, aber unsere Kassette war mal wieder voll und keine Entleerungsmöglichkeit vor Ort. In Tarifa sollte es einen Lidlmarkt geben. Den steuerten wir an, ohne zu bedenken, dass der Nikolaustag in Spanien als Tag der Verfassung gefeiert wird. Erst beim dritten geschlossenen Laden ging uns der Seifensieder auf.

In Tarifa sahen wir von weitem sehr hohe Wellen und Kite-Schirme, wir kamen aber mit unserem Gespann nicht näher ran. Nur ein kurzer Blick auf ein Altstadttor und die Festung überzeugte uns, dass selbst zu dieser Jahreszeit Kitesurfer und andere Touristen diesen Ort bevölkerten. Zumindest tankten wir und tauschten unsere Gasflasche. Unser Ziel war jetzt Gibraltar.

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