10. Lisboa

Nach einem Tag Erholung machten wir uns mit dem Taxi auf zur anderen Fähre in Cacilhas. Ein Katamaran brachte uns auf die Nordseite des Tejo. In der Metro erkundigten wir uns nach einem Tagesticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel (14 Euro) und fuhren zwei Stationen mit der Metro bis zum Rossio.

   

Die Reiterstatue mit der Burg im Hintergrund war das erste Ahaerlebnis. Noch größer war es unweit dem Praça Dom Pedro IV. (Praça da Figueira). Es warf mich um, dass hinter den Buden des Weihnachtsmarkts die Ruine der Carmenkirche alles überragte. Sie ist der einzige Überrest des Viertels aus der Zeit vor dem Erdbeben. Die obere Plattform des berühmten Aufzugs schaute auch über die Dächer und zog uns magisch an. Diesmal schreckte uns die Schlange der Menschen nicht, die alle hinauffahren wollten. Wir warteten 20 Minuten und oben waren wir. Irres Gebäude, klarste Sicht, der Wahnsinn. Alles inklusive zu unserem Tagesticket.

Ich schaute mir auch das Eingangsportal der Igreja do Carmo an, aber ins Museum wollten wir bei dem schönen Wetter nicht. Im Gegensatz zu den Angaben in unserem Führer hielt die alte Straßenbahn ins Alfama nicht am Rossioplatz, ich musste erst in einem Touristenoffice fragen. Da die Altstadt  vom Erdbeben kaum betroffen war, sind die Häuser oft älter als 1755.

Die in der Innenausstattung hölzerne Tram ruckelte bergauf, es schaukelte wie in der Geisterbahn! Uns wurden sofort Sitzplätze freigemacht. Das bewirkten Kurts Wanderstöcke und nicht etwa, weil er damit um sich schlug…Man wusste nicht, wo zuerst schauen. Die Bahn fuhr so eng an den Häusern vorbei, dass man kaum erkennen konnte, ob es eine Kirche, ein Wohnhaus, ein Kloster oder ein Lokal war. Beim Miradour de Santa Luzia sprangen wir ab und fotografierten, was das Zeug hielt rundum. Heute lag kein Kreuzfahrtschiff vor Anker, vielleicht war das der Grund für den Andrang in Belém gewesen. Vorgestern sahen wir nämlich eines in der Ferne.

   

Wenn 5000 Leute auf einmal die Stadt überfluten, dann ist eben alles dicht. Wir bestiegen wieder die Tram fürs nächste Stück am Kloster Sao Vicente vorbei bis zum Largo da Graça. Vom Vorplatz der nächsten Kirche aus hat man einen Blick nach Westen, zum Burgberg und Norden. Ein amerikanisches Ehepaar mit Weihnachtskopfputz machte Selfies, aus denen sie ihre Weihnachtskarte kreieren wollen. Da sie nicht zurechtkamen, amüsierten wir uns zusammen, als ich half. Da ich die Engstelle der Straßenbahn zu gern als Video festhalten wollte, bummelten wir zu Fuß ein Stück bergab und warteten auf günstige Gelegenheiten in der Nähe des Klosters. Die verschlungenen Gassen sind umwerfend, eine Frau guckte aus dem offenen Oberteil ihrer ansonsten geschlossenen Tür, darüber baumelte Wäsche quer rüber, die Fassaden sind oft gefliest. Beim Miradouro gönnten wir uns eine Stärkung und trödelten mit der nächsten Bahn bis zum Fuß des Hügels, von wo aus wir zum Praça do Comércio liefen. Ein Pantomime balancierte in der Nähe des Triumphbogens ganz originell, wenn man in seinen Hut ein Geldstück warf.

Den Platz zierte ein riesiger Weihnachtsbaum, in den Zufahrtswegen war die entsprechende Deko installiert. Inzwischen war Kurt fix und fertig und ich fand nicht gleich den richtigen Weg zur Metrostation. Gut und gerne hätten wir, wenn wir denn einen Streckenplan für die Bahnen gehabt hätten, kreuz und quer per Tram die Stadt noch weiter erkundet, aber es wird früh dunkel. Also fragten wir nach der einfachsten Möglichkeit, um zur Fähre zu kommen: per Bus. Schnell gelangten wir dahin, warfen noch einen Blick in die Markthalle gegenüber. Die Stände waren schon geschlossen und die Imbissmöglichkeiten waren teuer. (Pizza 17 Euro).

Wir bestiegen lieber die nächste Fähre. Auf dem Südufer des Tejo entdeckten wir dann ein Lokal mit indischer Küche, preiswert und gut. Die Bedienung gab uns, als wir nach dem Taxistand fragten, den Tipp, welchen Bus wir nehmen könnten und richtig gelangten wir punktgenau zum Campingplatz für den halben Preis des Taxis, das an sich auch schon vergleichsweise günstig war (10 Euro). Mehr hätte man an einem Tag nicht schaffen können. Das Fliesenmuseum hätte mich noch gereizt, aber das lag weit ab und Kurt hätte keine Kraft mehr gehabt. Auf jeden Fall hat sich die Stadt gelohnt.

Am Freitag gaben wir Kurts Urin zur Kontrolle in der Klinik ab und packten ein, duschten nochmal. Das Thermometer stieg trotz Sonne draußen nicht über 15 Grad.

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