17. Kairo 2023

Kurz vor Kairo gab es Kurts Geburtstag zu feiern. Der Oberkellner hatte schon seit Tagen sehr geheimnisvoll getan. Nun überraschte uns abends ein mit blinkenden Lichterketten und zu Herzen geschlungenen Handtüchern geschmücktes Bett, der Platz im Speisesaal war mit Girlanden behängt und der Teller mit Buchstaben Happy Birthday. Die singende Crew brachte eine beschriftete Torte und ein Kellner forderte ihn zum Tanz auf. Inzwischen war er von seiner Erkältung einigermaßen genesen. Tagelang war er im Bett gewesen, hatte heiße Milch mit Honig konsumiert und sich weitgehend geschont. Die Kellner kümmerten sich ganz rührend. Am letzten Tag erwischte es dann mich mit Fieber und Halsweh, meine Stimme war weg. An einen Ausflug zum Mamelukenfriedhof war nicht mehr zu denken. Ich war froh, dass wir wenigstens noch bei den Pyramiden gewesen waren.

     

Der Besuch war zwar knapp, aber Klaus, Ingrid und ich hangelten uns in die Grabkammer der Mutter des Cheops hinab (Hetepheres, kostenlos), ziemlich steil auf einer Hühnerleiter (45°?). Ingrid hatte, als ich noch zögerte, so unternehmungslustig gesagt: „Jetzt sind wir schon mal da. Also hinein!“ Klaus schreckte kurz zurück, aber seitlich Fuß vor Fuß setzend und langsam ging es, indem man sich an einem Geländer festhielt, in der Hüfte rechtwinklig abgeknickt. Der Gang bog sich unten 90-Grad und nach ein paar Metern endete er vor einer Eisenleiter. Ingrid jammerte, ihre Beine seien zu kurz für die Sprossenabstände. Ihr war mulmig und ich hatte tagelang Muskelkater. In der Grabkammer war weiter nichts zu sehen. Der Sarkophag und alle Beigaben ruhen im Museum. Auf dem Rückweg kamen uns dann Asiaten entgegen. Und schon wartete wieder der Bus auf uns.

  

 Mir war rätselhaft, was die anderen gesehen haben konnten, denn außer einer Schnell-Umrundung der Cheopspyramide blieb ihnen keine Zeit, weder für die restlichen Gräber rundum, die durchaus auch bemerkenswert sind, noch für Chephren. Vom Aussichtsplateau westlich der Pyramiden schaute ich mal genauer nach versteinertem Holz. Aber wo die Stelle genau war, an der ich 1973 welches gefunden hatte, war bei der neuen Straßenführung nicht zu erkennen.

 

Im Geschwindschritt galt der Sphinx die nächste Stippvisite. An die Traumstele kommt man immer noch nicht ran. Ich ging  den Prozessionsweg bis zum Zaun und wäre ihn gerne mal darüber hinaus bis zur Chephrenpyramide hochgelaufen. Im Prinzip ist es machbar, aber dazu müsste man allein mal einen ganzen Tag durch das Gelände stromern. Auch Kurt meinte, man könne sich hier gut eine ganze Woche herumtreiben, wenn man sich wirklich von allem ein eigenes Bild machen will.

Zu unserer Überraschung war das neue Museum noch nicht ins Phoenix-Programm aufgenommen, da der Eintrittspreis sehr hoch ist. Wenn alle Promis drin waren, soll er gesenkt werden. Wir wurden im alten Nationalmuseum durch die Amarnaabteilung geführt, hatten dann eine halbe Stunde zur Verfügung „für den Rest“!!

Den Nachmittag beschloss das ebenfalls brandneue (und noch saubere) Kulturhistorische Museum, in das vor Kurzem alle Mumien überführt worden sind. Sie liegen jetzt in einer eigenen Kelleretage aus schwarzem Stein und abgedunkeltem Licht, jeder mit einer Tafel seiner Taten und Verdienste. Hier herrscht Fotografierverbot. Die Exponate im Erdgeschoss beschränken sich auf Highlights aus jeder Epoche, die Geräuschkulisse der Besucher ist unangenehm hoch wie im alten Museum. Der Museumsshop muss wohl besonders gut gewesen sein, aber mehr als ein flüchtiger Blick war nicht vergönnt, denn ein Besuch im Bazar war unerlässlich.

Ahmed erklärte nur das Nötigste im Vorbeifahren, den Souk ersparte er sich und ließ uns allein laufen. Das war mit Aladin 2019 ganz anders gewesen. Seltsamerweise schloss sich uns Fünfen der Begleitpolizist an. Erst erkannten wir ihn nicht und dachten, der wolle uns in irgendeinen Laden abschleppen. Warum der uns nicht von der Seite wich und wie ein Schäferhund umkreiste, war uns unerklärlich. Jedenfalls wartete er bei Stopps leicht genervt im überfüllten Touristenbazar. Zugegeben, die Atmosphäre war trotzdem faszinierend. Fliesen entdeckten wir wie in Sevilla, die Lampen aus Messing und Dinge für den Ramadan, der kurz bevorstand, fielen ins Auge.

 

Was uns allerdings so staunen machte, dass wir völlig vergaßen die Kamera zu zücken, waren die Menschenmassen, die sich an diesem ganz normalen Wochentag durch alle Straßen ergossen. Unvorstellbar! 20 Millionen Einwohner gleichzeitig auf den Beinen, so sah es aus.

Am 28. Februar brachen wir sehr früh und getrennt, je nach Abflugzeit und Destination, zum Flughafen auf und der Bus schlingerte gefühlte Stunden am Mamelukenfriedhof vorbei, im Frühdunst eine ganz gespenstische Stimmung.

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