16. Amarna und Beni Hasan

 

   

Amarna, die Hauptstadt Echnatons, hatten wir 2019 schon besucht. Das Besucherzentrum ist das dreckigste Museum, das mir je untergekommen ist. Die Scheiben der Vitrinen waren kaum noch durchsichtig, offenbar seit der Eröffnung nie geputzt. Teilweise schließen sie nicht richtig. Auf der Treppe zum Obergeschoss lagen Schutt und Dreck in den Ecken. Der Besuch der Gräber aus Echnatons Zeit, von denen viele unfertig aufgegeben wurden, weil die Stadt schnell verödete, beeindruckte wieder, der Blick über das Stadtgebiet, die weiter befestigte Straße. Ahmed erzählte weniger als Aladin.

Diesmal ließen wir den Atontempel links liegen und inspizierten stattdessen den Nordtempel, angeblich wohnte hier zuerst Nofretete, dann Merit-Aton. Zwei Jungs traktierten hier einen armen Esel, anscheinend um uns zu provozieren. Als sie unsere empörten Gesichter bemerkten, schlugen sie, hämisch grinsend, noch mehr auf ihn ein. Zwischen den Tempelgrundmauern lungerten etliche beige Hunde, unbeeindruckt von uns, in der Sonne. Von hier stammen Wandmalereien, die Vögel im Schilf zeigen. Säulengänge spendeten Schatten. Leider erklärte Ahmed nur aus dem fahrenden Bus heraus, dass die hie und da noch bis drei Meter hoch aus dem Sand ragenden Mauern von Lehmziegelgebäuden, Häuserreste der Beamten Echnatons, vermutlich bei unserem nächsten Besuch verschwunden sein werden. Die Polizei ist zu schwach besetzt oder zu schlecht bezahlt oder versucht gar nicht erst, gegen die Zerstörung von Kulturgut einzuschreiten. Egal, ob ausgegraben oder nicht, die ursprünglich beduinischen Siedler kümmern sich nicht um Altes, sind ja nicht ihre Vorfahren, und bauen wild drauflos.

 

Das Schiff war unterdessen weitergefahren und würde uns erst in El Minya wieder aufnehmen, während unser Bus einen Schlenker durch die Wüste machte und sich aus Süden dem nächsten Besichtigungspunkt näherte.  Tuna el-Gebel, das wir 2019 besuchten, wurde nicht angefahren (Ich hätte gerne noch einmal die Katakomben mit Ibismumien und die kleinen Tempel gesehen.) Angesichts der langen Treppe zu den Gräbern von Beni Hasan warf Kurt das Handtuch und blieb mit der Münchner Arabistin im Schatten sitzen. Im angrenzenden Spielplatz sangen Kinder. Ahmed ging hin und befragte sie, weil er sie so niedlich fand, und übersetzte für uns. Der Liedtext besang ihre Freude über die Touristen, weil die ihr Land so schön finden. „Die Mutter des Lokalwirts verkauft Baumwolltücher und kleine Andenken zu fairen Preisen“, hob Ahmed hervor. Der eine und andere Mitreisende verband daraufhin das Schlange-stehen vor der Toilette mit einem Souvenirkauf.

Auf den Wänden der Gräber waren Alltagszenen und Sportwettkämpfe zu sehen. Bedeutend in einem Grab aber die erstmalige Darstellung von Rammböcken, die bei der Belagerung von Assiut, das damals an der Grenze von Ober- und Unterägypten lag, durch Mentuhotep zum Einsatz kamen. Unter seinen Soldaten kämpften sogar kretische Söldner. In Luxor fand man oberhalb des Mentuhoteptempels ein Massengrab mit 60 Soldaten (nicht mumifiziert), die alle schwere Verletzungen am Kopf aufwiesen, so, als seien sie von oben angegriffen oder abgewehrt worden. Dieser Krieg währte 20 Jahre und endete mit der Reichseinigung des Mittleren Reiches. In Assiut kennt man Darstellungen , wo Ägypter gegen Ägypter kämpfen, Beschreibungen wurden später überputzt.

Neben der Treppe talab fand ich einen merkwürdigen Stein, der an einen Mammutbackenzahn erinnert. Es sei unbedenklich, den mitzunehmen, sagte Ahmed. Nun denn… Die Außenbezirke der nächsten Stadt waren flächendeckend weiß gepudert von Kalkstaub. Das Sägen der Steinblöcke geschieht ohne Staubabsaugung, in Ägypten wird die Gesundheit der Arbeiter vernachlässigt, genug Menschennachschub ist ja vorhanden. In der neu gebauten Stadt fielen uns große Villen auf, die von Reichtum zeugen, über den Müll auf den noch unbebauten Grundstücken dazwischen kann man wirklich nur den Kopf schütteln. Kurt beobachtete mehrmals Menschen, die mit großen Säcken zum Nil gingen und sie hineinwarfen.

Das Museum in El Minya soll angeblich gleichzeitig mit dem neuen Museum in Kairo eröffnet werden. Ein älteres in dieser Region war während der Demonstrationen für mehr Demokratie 2011 geplündert worden. Die nun beginnende Flussstrecke war besonders schön und abwechslungsreich in den Felsformationen, das Ufer rückte im Osten näher, im Westen begleiteten Palmenhaine den Nil, einige Brücken waren im Bau.

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