15. Sohag

Die folgende Nacht lag das Schiff in Sohag und würde erst in der Nacht, wenn sich die Drehbrücke öffnet, weiterfahren. Den Abend nutzten wir zum Besuch zweier koptischer Klöster. Nahe unserem Liegeplatz am Ostufer umzingelten Hochhäuser viele kleine Kuppeln eines alten Friedhofs, dann querten wir die Brücke und parkten etwa 15 Minuten später vor dem Roten Kloster.

Ahmed erklärte vorher so einiges zu dem promovierenden Mönch, der uns führen würde, und übersetzte die arabischen Erläuterungen. Seit 2002 gibt es wieder 35 Mönche nach 500 Jahren Pause. Die Bauweise der Außenmauer des Klosters ist einem altägyptischen Tempel nachempfunden und gilt als eine der wichtigsten koptischen Stätten in Ägypten. Die Kirche des Roten Klosters ließ im vierten Jahrhundert n. Chr. Königin Helena aus rotem Granit und Backsteinen auf den Ruinen eines pharaonischen Tempels, unter Benutzung von dessen Säulen, erbauen. Die Wände zieren koptische Inschriften (Tiere, Kalender, Kreuze) und Malereien, die sich teilweise überschnitten. Das Steinportal wirkte ganz byzantinisch mit Akanthusblatt-Kapitellen.

 

 Eine neue Mauer trennt das Kirchenschiff vom eigentlichen Chor, und die Festung auf der Südseite wurde im Mittelalter mit dem Bau der Mauern des Kirchenschiffs hinzugefügt. Wir staunten mit offenen Mündern, als wir durch die Tür traten und die, von Italienern frisch restaurierten, Fresken sahen. Im Internet stand zum Kloster noch: zu verräuchert, nicht sehenswert. Die Malerei stammt aus dem sechsten und siebten Jahrhundert nach Christus. Nach der Besichtigung wünschte der Mönch ein Gruppenfoto und erteilte uns seinen Segen.

Aus dem Klosterladen reichte man uns zwei gestempelte Brote aus Hefeteig. Eines durften wir unter uns aufteilen, das zweite bekam der Besitzer des Andenkenladens auf unserem Schiff. Der ist Kopte und hatte gerade die Fastenzeit begonnen.

In frühchristlicher Zeit gab es auch noch ein Nonnenkloster in Athribis, von dem aber nur kärgliche Reste aufzuspüren sind. Unweit lag das Weiße Kloster, dessen Ruinen derzeit von Amerikanern befestigt werden. Auch hier fehlte dem Kirchenschiff das Dach und der Chor war zur eigenständigen Kirche umgebaut. Hinter der Ikonostase stiegen wir in den ersten Stock, wo eine kleine Fotoausstellung die Ausgrabungen illustrierte. Unser Führer war etwas humorlos, hatte aber auch ein Gruppenfoto angeregt. Der alte Abt setzte sich neugierig dazu, obwohl er kein Englisch sprach. An einem Stand im Seitenschiff wurden Honig, eingelegte Oliven und Klosterwein verkauft. Auch hier leben 40 Mönche in einem noch gut erhaltenen Nebengebäude. Die bedeutende Bibliothek (insgesamt etwa 10000 erhaltenen Blätter) wurde von Napoleon in alle Welt verstreut.

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