12. Luxor

Immer wieder ist es faszinierend in Theben zu landen. Mittags von Süden kommend wird man so richtig darauf eingestimmt. Meine Augen hingen an den Bergen, auf denen sich das Licht ständig veränderte. Es war sehr diesig, viele Segelboote auf dem Wasser und je näher wir der Stadt kamen, um so dichter lagen Kreuzfahrtschiffe am Ufer. Aber keines war uns entgegen gekommen, manche rosten vor sich hin. Für viele Fahrten ist Luxor die Endstation oder der Beginn. Durch Mittelägypten fahren nur die 14-Tage-Touren.

     

Hinter den Tonnengewölben unterhalb der Felskante liegen der Hatschepsut- und der Mentuhoteptempel. Über diese Berge ritt ich auf einem Esel. Im Vordergrund links Taubenhäuser. Minuten später leuchteten die Berge rot. Wo würden wir liegen?

Abendstimmung                                                                     Luxortempel

Südlicher als letztes Mal, nur Meter vom Luxortempel entfernt und als drittes Boot im Päckchen. Neben etwas luxuriöseren Schiffen, auf denen das Personal aber genauso freundlich grüßte wie unseres. Zum Vertäuen musste ein Matrose beim Nachbarschiff über die Bordwand klettern.

      Zugvögel

Nach dem Abendessen gab es kein Halten mehr. Nur ein paar Schritte und die Tempelanlage lag vor uns. Wir umrundeten ihn und enttäuschten etliche Droschkenfahrer, die uns unbedingt durch die Stadt kutschieren wollten. Hinter der Anlage entdeckten wir eine sehr gut bestückte Buchhandlung. Auf dem großen Platz, wo sich die Bevölkerung für Feste und Entspannung versammelt, beobachteten wir einen Müllsammler, der sehr selektiv auflas. Sauber wars danach keineswegs. Aus dem Schlafbaum der Spatzen an der Promenade ertönte lautstarkes Gezwitscher.

Das blaue Kreuz ist der Standort des Marsam Hotels, wo ich 1973 hauste

Luxor kenne ich nun wirklich gut. Die kürzlich eröffnete Sphinxallee zwischen Luxor und Karnak ist leider nur zugänglich, wenn man Tickets für den Luxortempel kauft und wir sahen bei der Vorbeifahrt, dass sie weitgehend aus leeren Sockeln besteht. Da Kurt schlecht zu Fuß war, wäre die 3-km-Strecke die Schmerzen doch nicht wert gewesen. Statt Der el-Bahari und dem Tal der Könige wählte ich uns diesmal als Alternativprogramm Medinet Habu und Der-el-Medina, das Dorf der Nekropolenarbeiter. Unsere Gruppe begleitete ein anderer Reiseleiter von Phoenix, mit dem wir mit der Einheimischenfähre übersetzten und in einen Minibus umstiegen. Im Dorf wurden gerade Peperoni getrocknet. Zum Abschluss besuchten wir eine Alabastermanufaktur, die zwar nette Dinge verkaufte (der Reiseleiter überwachte den Handel), aber ich hatte mein ultimatives Nilpferd schon in Abu Simbel erstanden.
Es hat sich einiges verändert: Überall frisch geteerte Straßen, ausgegrabene Mauern sind durch neue Lehmziegel gesichert, Statuen wieder aufgerichtet. Ein Großteil Qurnas ist ummauert, viele Häuser abgerissen. Niemand kann mehr über Gräbern siedeln und den Keller als Sparkasse ausrauben.
Überall sieht man Grüppchen von Touristen, die die Noblengräber aufsuchen. Immer noch werden neue gefunden unter dem Schutt alter Ausgrabungen. Hinter den Memnonskolossen graben Deutsche, Blöcke sind wieder aufgestellt. Hinter Medinet Habu gräbt Ägypten eine Siedlung aus. Leider wurde nicht angehalten. An dieser Stelle wirbelten LKW gerade sehr viel Sand auf. Der Führer deutete immer nur rechts und links und zählte die Funde auf, so schnell konnte man die Augen gar nicht fokussieren.

           

Auf den Pylon in Medinet Habu kann man nicht mehr steigen, aber auch hier gibt es jetzt Toiletteninfrastruktur und etliche Häuser, an die ich mich gar nicht erinnern konnte.

In koptischer Zeit entstand innerhalb der großen Umwallung der Ort Djeme. Die Erbauer von Djeme nutzten dabei die Schutzvorrichtungen, die jener Bezirk von Medinet Habu bot. Der zweite Vorhof des Tempels von Ramses III. wurde nun als Kirche verwendet. Mehrere Schichten Ziegelhäuser wurden bis ins neunte Jahrhundert errichtet. Mit den Ausgrabungen der Tempelanlagen wurde 1898 begonnen. Der Reiseleiter bezeichnete die Bauten als Scheinhäuser für Bedienstete des Totentempels.

Leider ist es sehr diesig, die Berge nur zu ahnen. Zu gerne wäre ich noch einmal auf den Weg oberhalb Der-el-Bahari gewandert. Von den Arbeitergräbern besichtigten wir nur das von Sennedjem. Eng und steil ging es hinab. Keiner wollte ins zweite Grab, das noch enger ist.

Die Siedlung war etwa von 1520 bis 1069 v. Chr. bewohnt, mit einer Unterbrechung unter Echnaton 1350 bis 1334 v. Chr. Beaufsichtigt wurde sie vom Wesir. 5.000 Ostraka (Scherben) fanden sich in einer Grube, auf denen private Briefe, Abrechnungen, Skizzen und Gerichtsprotokolle geschrieben waren. Dieser Fund vermittelte viel über die damaligen Verhältnisse der Bewohner und zum Gesamtverständnis des Lebens der Bevölkerung im Alten Ägypten.

 

Stattdessen gingen wir zum ptolemäischen Tempel. Nur in dieser Zeit gab es ein Zeichen für den Buchstaben „L“ (Löwe). Die Griechen hielten sich nicht an die gewohnten Regeln, so gibt es ungewöhnliche Darstellungen von Anubis mit der Doppelkrone, was die alten Ägypter nie gemalt hätten. In der 20. Dynastie 1159 v. Chr. verschlechterte sich die Lage, und die Verpflegung blieb gelegentlich aus. Es kam deshalb unter Ramses III. zu den weltweit ersten schriftlich belegten Streiks.

Auf dem Rückweg von der Alabasterwerkstatt machten wir einen kurzen Stopp bei den Memnonskolossen. Erklärt wurde nichts. Egal, wir hatten ja einen Film darüber zuhause gesehen.

  

Im Schatten eines Baumes ging die Zeichnerin ans Werk. Mit was für einer Kulisse! Jedes Loch im Berg ist ein Grab, denn der Assasif ist durchlöchert wie ein Käse. Wie gerne hätte ich mit ihr getauscht!

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