Unser Schiff war diesmal kleiner als 2019. Die Passagiere aus 37 Kabinen passten bei Ausflügen alle in einen Bus. Das war einerseits praktisch, da man mit vielen ins Gespräch kam, ein Reiseleiter reichte, aber dadurch waren wir auch nur auf diesen (und seine Schwerpunkte und seinen Einsatz) angewiesen. Die Österreicher hatten de Luxe gebucht und waren die ganze Reise sauer, weil sie den Komfort unter ihrem Niveau ansiedelten. Das Essen war reichhaltig aber weniger abwechslungsreich. Typisch Ägyptisches gab es höchstens als Suppe (Okra, Bohnen, Molochäja) und das Rindfleisch war durchgehend zäh. Das Personal hätte aber kaum freundlicher sein können.
Zwei Kabinen mit Whirlpools lagen direkt hinter der Brücke. Wir belegten die an Backbord, Ingrid und Klaus die an Steuerbord und Carsten war am anderen Ende des Schiffs untergebracht. Unsere Schiebefenster führten auf den Umgang. Die Fliesen im Bad gefielen mir besonders gut.
Nur in der Bar und an der Rezeption hatte man Internetempfang.
2019 hatten drei Reiseleiter ihre unterschiedlichen Kenntnisse gebündelt und abends noch Vorträge, einen Ägyptisch-Kochkurs oder Hieroglyphenlehrgang angeboten. Der Unterwasserarchäologe Ahmed, der stark erkältet war, zog sich dagegen abends zurück und saß nie mit uns zusammen, auch nicht bei Bauchtanz- und Derwischvorführung. Beim Essen saß er an einem anderen Tisch. Auf der MS Vision gab es weder arabische Sprichworte noch Sinngedichte zum Tagesprogramm als Betthupferl, was ich als Autorin besonders einfühlsam empfunden hatte. Das muss wohl die Initiative eines Mitarbeiters gewesen sein und nicht spezifisch Phönix.
Ahmed wohnt in Alexandria und mag Kairo nicht. So erzählte er viel weniger z.B. im Souk, kannte keine Handwerker dort, wies nur auf das Nötigste hin und entmutigte uns vor Extratouren: der Mamelukenfriedhof sei zu weitläufig oder die Oase Fayum sei zu kompliziert zu organisieren. Als er uns begrüßte, hatten wir den Eindruck, dass er auf die Schnelle von irgendwo anders abgerufen worden war, denn er betonte mehrfach, er sei dieses Jahr noch nicht in Assuan gewesen und kenne deshalb viele Details noch nicht. Er zählte auch nie durch, ob alle Passagiere vollzählig waren. Als er sich dann warmgelaufen hatte, stellte er sich doch als ganz kenntnisreich heraus und durchaus freundlich.
Auf dem Sonnendeck hatte ein Masseur seinen Behandlungsraum, der Pool wurde nicht genutzt, da zu kalt. Am Aufgang zum Sonnendeck unterhielt ein Kopte seinen kleinen Laden für Souvenirs. Dort bestellten Ingrid und Klaus ihre T-Shirts mit Namenskartusche, Carsten leistete sich eine Galabija.
Als wir am 25.2. abends wieder an Bord waren, wussten wir auch, wozu die Ösen und Haken an der Decke über unserem Bett dienten. Blinkende Lichterketten strahlten mit dem Zimmerboy um die Wette, der natürlich ein Bakschisch verdient hatte. Schon Tage vorher hatte der Oberkellner geheimnisvolle Andeutungen gestreut. Nun brachte er eine Torte und das gesamte Küchenpersonal tanzte und trommelte zu Gesang. Kurts Essplatz am Tisch war mit einem Glückwunsch und Girlanden geschmückt.