5. Assuan

Wir legten auf der Ostseite des Staudamms am großen Bahnhof an. Der Bus mit dem Phoenixmitarbeiter, der uns schon auf dem Hinweg den Transfer vom Flughafen organisiert hatte, brachte uns direkt zur Anlegestelle der Fähre von Mövenpick, wo uns ein weiterer die Anmeldung im Hotel erledigte. Alles prima geregelt. „Morgen begleite ich Sie zum Kreuzfahrtschiff“, sagte er. Auf der Reise 2019 besuchten wir den Steinbruch mit dem unfertigen Obelisken, den Staudamm, ein nubisches Dorf in den Katarakten, Philae und eine Parfümfabrik. Diesmal reizten uns andere Ziele. Einen Tag und eine Nacht waren wir auf eigene Faust unterwegs.

 

Das Mövenpick war laut Reisebüro die beste Wahl, aber nachträglich gesehen wäre eine andere Unterbringung sicher interessanter, weil landestypischer, und zudem preiswerter gewesen. Es beeindruckte wahrlich nicht, dass hier neben Omar Sharif und Kissinger eine Menge VIPs schon vor uns genächtigt hatten. Die Zimmer waren ok, das Büffet, zu dem man nur mit Maske Zutritt hatte, reichlich. Es gab Livemusik, Aquarellverkauf und ein Nobelrestaurant oben im Turm mit tollem Blick auf die nächtliche Stadt. Den beheizten Pool nutzte nur Ingrid. Wir bummelten durch das große Gelände, in dem auch das Gemüse selbst angebaut wird (ein Gärtner schnitt jedem eine Rose ab) und ein zweiter Pool in Renovierung begriffen waren. Einzelne Bungalows, ein Fischteich und exotische Bäume gab es zu entdecken. Das Personal war zuvorkommend aber nicht so freundlich wie auf unseren Schiffen, wahrscheinlich vornehme Zurückhaltung.

Für den Bazar war 2019 keine Zeit. Den holten wir nach, nachdem wir das Programm der Kreuzfahrt gesehen hatten. Dort war ein abendlicher Gemeinschaftsausflug angekündigt, aber im Pulk hat man keine Muße, jederzeit stehenzubleiben. Der Souk war auch wirklich sehenswert und als wir zu fünft noch im Hellen lostigerten, war es nicht so voll. Die Seitenwege sind meistens nicht geteert und sehr staubig. Ein Passant erklärte uns, es gäbe drei Bazare, den nubischen, den einheimischen und den für Touristen. Beim Weiterbummeln landeten wir genau richtig und gleich am Eingang des einheimischen Teils fing uns ein Gewürz- und Teehändler ein. Zumindest hatten wir nun einen Anhaltspunkt für Preise und versprachen auf dem Rückweg wieder vorbeizukommen. Im Touristenteil erhandelte Ingrid mit Carstens Unterstützung einen Rucksack und ein Tuch, wir ließen uns die Karkadeepreise durch den Kopf gehen. Neben dem kleinen Café, in dem wir für einen Tee pausierten, ließ ich mich zu einem T-Shirt für 3 Euro verführen. Links und rechts Ausblicke in Moscheen oder Ruinengrundstücke, auf denen sich der Müll und leere Körbe sammelten. Teestuben wechselten ab mit Klamotten, Ledersachen, Baumwolltüchern und Schmuck. Je weiter Richtung Touristenbazar, umso mehr Souvenirläden dominierten. Die Verkäufer ließen sich relativ leicht abwimmeln. Im Dunkeln drängten sich dann schon mehr Touristen.

Auf dem Rückweg gingen Kurt und ich Hand in Hand, die andere Hand hatte ich in der Hosentasche, um meinen Geldbeutel zu sichern, da übersah Kurt im Gedränge eine Stufe und blieb hängen. Da ich keine Hand frei bekam, fielen wir beide übereinander. Mist. Sofort halfen uns etliche Leute auf, Gott sei Dank war nichts weiter passiert. Vorsichtshalber kratzten wir jetzt die Kurve auf die Uferstraße, die weniger begangen und noch mit Weihnachtsdeko garniert war.

   

Leider las ich erst zuhause, dass der Mamelukenfriedhof hinter dem Nubischen Museum sehenswert und leicht erreichbar gewesen wäre, aber ich rechnete nicht damit, dass wir den in Kairo verpassen würden… Während Kurt und ich ein Mittagschläfchen einschoben, besuchten Ingrid, Klaus und Carsten die koptische Kirche (und bekamen dort ungefragt eine Führung) und ein Hotel, das in nubischem Geschmack ausgestattet war. Von oben hatte man einen Superblick auf den Katarakt und die Dächer Assuans.

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