3. Abu Simbel

Verzaubert standen wir alle an der Reling in der Morgensonne und näherten uns langsam dem weithin erkennbaren Abu Simbel, 240 Kilometer südwestlich von Assuan. Aus den Bordlautsprechern tönte getragene Musik, die genau zur Stimmung passte. Am Nachmittag ist wenig Betrieb, denn die Busse, die nachts von Assuan heranrollen, sind dann längst wieder weg. Sinnvollerweise dürfen die Reiseleiter nur vom Platz zwischen den Tempeln aus alles erklären, damit sie sich im Innern nicht überschreien müssen. An diesem Tag waren anscheinend nur kleine Grüppchen unterwegs. Ausnahmsweise war mal genug Zeit, um das Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. in Ruhe näher anzuschauen.
  

Bei N wurde es Ingrid schwummrig.

 

Am Abend genossen wir die Lightshow. Die Geschichte des Tempels wurde mit Beamer und zu bombastischer Musik auf die Felsen projiziert, während wir -warm eingepackt- auf betonierten Bankreihen am Ufer saßen.
Da unser Schiff, die Omar El Khayam, noch einen weiteren Tag auf  Passagiere warten musste, die mit dem Flugzeug anreisten, baten wir Ahmed um die Erlaubnis, einen Ausflug ins Dorf machen zu dürfen. Ganz recht war es ihm nicht, er wäre lieber mitgegangen, aber dann musste er -Gott sei Dank- doch  die Gäste empfangen. Seine Versicherung, es sei zu weit, wir müssten wenigstens ein Taxi nehmen, entmutigte uns nicht. Vermutlich gehen Ägypter nur, wenn es unbedingt sein muss. Nur mit Rücksicht auf Kurt einigten wir uns auf die Hinfahrt, vom Rückweg zu Fuß versprachen wir uns aber intensive Eindrücke. Am nubischen Hotel ließen wir uns absetzen und waren endlich unser eigener Herr.

2600 Einwohner hat das Dorf. Das gemütliche „Kabbara House“ aus bemalten Lehmziegeln besteht aus einem Gehöft mit tonnengewölbten, schlichten Zimmern um einen bepflanzten Innenhof. Die Wände sind mit geometrischen Mustern und naiver Malerei verziert. Der Wind rauschte durch die Sykomoren und im Schilf. Ein Nilpferd aus Stein entzückte mich auf Anhieb. Ohne langes Handeln landete es in meiner Tasche. Auf der Terrasse wurden in einem Zelt Körbe, Keramik, Tees u.a. stilvoll angeboten, Gäste lagerten hier zum Essen, alles sehr einladend. Die winzigen Zimmer waren sauber und landestypisch möbliert.

       

Blaue Pfeile: oben links Café, oben rechts Kabbara House, unten links Bäckerei, unten rechts Fundort Goethit; rote Linie unser Fußweg

Von dort machten wir uns auf die Socken, schlenderten an einem Hügel mit verlockenden Steinen vorbei: Goethit, Nadeleisenerz oder Brauner Glaskopf. Im Dezember 2004 wurde Goethit durch die Raumsonde „Spirit“ auch auf dem Mars gefunden. Wissenschaftler werten dies als Nachweis für flüssiges Wasser auf dem roten Planeten, da sich solche Formen nur in Zusammenhang mit Wasser bilden. Sieht aus wie zusammengepappte Kugeln.

Wir kamen an einer Schule vorbei, Klaus übersetzte die Inschriften mit Hilfe seines Google Translators. Ein Passant wollte uns zum Tee einladen, aber was bringt das, wenn einer kaum Englisch spricht? Im überschaubaren Markt erhandelte Ingrid einen Rucksack. Aus dem Friseurladen ertönten begeisterte Rufe: „Ali Baba, come in!“ Damit  wollten sie Kurts Bart unbedingt unter die Schere kriegen. An der belebten Hauptstraße schauten wir in die reichhaltigen Gemüseauslagen der Läden, in Lokale und Werkstätten. Neben der Moschee rasteten wir in einer Teestube, dann bummelten wir durch ein ruhiges, staubiges Wohnviertel.

     

An der Hauptstraße sind viele Mauern mit nubischen Motiven verziert. Es gibt auch noch weitere Hotels und mehrere Banken. Mit Sonnenuntergang fanden wir uns, wie vereinbart, wieder am Damm zum Fähranleger, um abgeholt zu werden.

Und nur zwei Monate später strömen hier die Flüchtlinge aus dem Sudan durch…

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