1. Ägypten, wir kommen 2023

Abfahrt Siegburg am 6. Februar mit extra gekauften Kapuzenpullis, damit uns die Klimaanlage im Flugzeug nicht wieder umhaut. Die Vorsorge machte sich bezahlt, fast bis zum letzten Tag.

Völlig unverständlicherweise hatte man Kurt und mich nach der Landung in Kairo fünfzehn Minuten am Aussteigen gehindert. Carsten, Ingrid und Klaus waren schon draußen und warteten mit dem Phoenixangestellten im Transitbereich. Als sie uns sahen, war letzterer fassungslos und das Geschrei vor allem eines Angestellten vom Flughafen war uns unbegreiflich.

Das Boarding für die Anschlussmaschine wurde einfach geschlossen (obwohl sie wissen mussten, dass wir in der schon gelandeten Maschine waren). Die lautstarken Streitereien des Reiseleiters und Carstens mit den Beamten der Flughafenbehörde und Angestellten von EgyptAir brachten nichts. Sie schimpften, weil die anderen drei nicht flott durchs Boarding gegangen waren. Hätten die etwa den Fuß in die Tür halten sollen, damit gewartet wird? Die Maschine stand die ganze Zeit am Gate und wir hätten sie ohne den Hickhack – mit ein bisschen gutem Willen –bequem noch erreicht. Nun gut: EgyptAir zahlte lieber eine Nacht im Novotel ohne Waschzeug und Nachtgewand. Blöderweise war auf unserem Gutschein Abendessen statt Frühstück angekreuzt. Momentan hatten wir eigentlich keinen Hunger, aber verfallen lassen wollten wir den Gutschein auch nicht. So stand uns das ganze Büffet zur Verfügung.

   

Um 6 Uhr hieß es wieder einchecken mit dem Phoenixmann vom Abend vorher. In Assuan erwartete uns ein weiterer Beauftragter von Phoenix, der uns bei allen Formalitäten und dem Geldumtausch half. Unsere Koffer lagen auf dem Band für nicht abgeholte Gepäckstücke. Die waren noch in der Nacht alleine angekommen. Wie gut, dass hier nicht England war, sonst wären sie gesprengt gewesen oder hätten aus der Anschlussmaschine wieder ausgeladen werden müssen. Wir wurden am sowjetischen Freundschaftsdenkmal dem Reiseleiter übergeben, der auf dem Steigenbergerschiff für Phoenixkunden zuständig war.
Das große Kreuzfahrtschiff (es gibt derzeit sieben) von Steigenberger ist vielleicht nicht die urigste Annäherungsweise, aber die ungefährlichste für nicht ganz so fitte und anfällige Senioren, denn zwischen den Besichtigungen ist Zeit zur Entspannung und das Essen ist international nichtssagend. Montezumas Rache ist selbst bei All Inclusive im Preis nicht enthalten. Verschiedene Reiseveranstalter teilen sich das Schiff, manche Gruppen blieben nur drei, manche vier Tage oder wie wir eine Woche. Die Besichtigungen sind deshalb unterschiedlich getimt und eine latente Unruhe ist mitgebucht. 160 Passagiere haben Platz, es waren aber nur 130 da, wovon 35 von Phoenix. In dem Zusammenhang ist erstaunlich, dass Dietrich, der mitfahren wollte, die Auskunft bekam, es sei voll.

Nun bezogen wir die Kabinen. Unsere war Steuerbord, das Morgenlicht aufs Ufer war traumhaft. Früh war es erstaunlich kalt, erst ab Mittag wärmte es sich auf und ab 16 Uhr wurde es wieder kühl. Der Balkon war groß genug, dass man morgens recht windstill in der Sonne, die ständig schien, sitzen konnte. Sobald kein Fahrtwind wehte, dauerte die warme Phase etwas länger. Am besten trugen wir viele Schichten übereinander, so dass wir ständig etwas an- oder ausziehen konnten.

Eine gewaltige Leistung vieler Nationen war in den 1960er Jahren die Rettung der nubischen Denkmäler vor den Fluten des Nasser-Stausees. Die UNESCO veranlasste eine weltweite Kampagne (Aus der Initiative entwickelte sich übrigens die Welterbekonvention.), an der sich fünfzig Länder mit 80 Millionen Dollars beteiligten. Bis 1980 wurden 22 Denkmäler in der Region umgesiedelt. Zum Dank erhielten manche Länder kleine Kapellen geschenkt, die nun in Museen, ohne die markante Umgebung, ein steriles Dasein fristen. Im Oktober 1973, also nach meinem ersten Besuch, begann die Umsiedlung der Nubier, z.B. in 43 neue Dörfer der Region Kom Ombo. Die meisten Denkmäler dieser Region stammen aus der Ptolemäerzeit, in der Ägypten im Niedergang begriffen war und ehemalige südliche Gegner die alte Macht des Reiches für sich zu reklamieren versuchten, indem sie den Formenkanon mit minderwertigem Material und schlechten Handwerkern nachahmten. Viele der Bauten blieben unfertig.

Die Auswahl der neuen Stellplätze scheint gelungen. Um die Zahl nötiger Anlegestellen zu verringern, hat man jeweils mehrere Gebäudekomplexe nahe beieinander aufgebaut. Kalabsha, Kertassi und Bet el Wali teilen sich beispielsweise eine Insel. Der unvollendete Mandulis-Tempel von Kalabsha wurde 1963 von Deutschland umgesiedelt.

 

 

Ich vermeide normalerweise möglichst Aktivitäten ohne gefrühstückt zu haben, weil mein Kreislauf leicht in die Knie gehen kann, aber hier gab es keine Alternative. Der Snack vom Flugzeug musste reichen. Die restlichen Mitreisenden hatten wegen unserer ganzen Flugprobleme ihre Besichtigung schon hinter sich und warteten auf das Ablegen. Deshalb absolvierten wir unsere Kurzführung durch den Mandulis-Tempel und Bet el-Wali fast im Galopp. Die drei anderen Gebäude sahen wir nur dahinter hervorlugen und für die Stele blieb keine Zeit.

Hier schrieben die Steinmetzen in die Kartusche nur den Titel Pharao, weil sie den Namen nicht wussten. Ausgerechnet, wo der doch gerade für das Weiterleben im Jenseits am elementarsten war! Wenn der Name vergessen wird, dann ist man verloren im Nirgendwo, kein Ushebti kommt und bedient dich, keiner weiß, wem geopfert werden soll…Auf den Säulen sind griechische Inschriften, die mahnen, dass man sich im Tempel ordentlich aufführen soll. Bêt el-Wali ist ein Felsentempel Ramses II., der später als Kirche verwendet wurde. Er ist mit tonnenförmigen Ziegelgewölben überdeckt. Die Wände zeigen Kriegsszenen.

   

Carsten war um Nu mit der ganzen Crew in bestem Einvernehmen, jeder Wunsch wurde uns von den Augen abgelesen. In kürzester Zeit brachten die Kellner ungefragt Säfte, Biere, Wein und Geknabber. Nur Ingrid und Carsten trauten sich in den Pool, der auch nach einer Woche noch genauso kalt war.

Leider wurde uns nicht erlaubt, während eine Gruppe zum Tempelbesuch am Ufer war, das Schiff für einen Spaziergang in die Wüste zu verlassen. Technisch wäre es möglich gewesen, die Crew machte es vor. Wollte man verhindern, dass wie uns verlaufen, vom Skorpion gebissen werden oder dass wir etwas klauen? Lauernde Terroristen müssten hier ja viel Geduld mitbringen, bis jemand vorbeikommt und eine Straße war zu sehen. Beim nubischen Abend fiel besonders eine asiatische Gruppe auf (mehrheitlich zwischen 25 und Ende 40 Jahre alt), die außer Rand und Band Tanz und Pantomime mitmachte, einer feierte seinen Geburtstag. Carsten erfuhr, dass sie aus Taiwan kamen.

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