Einstellungen für die Zustimmung anpassen

Wir verwenden Cookies, damit Sie effizient navigieren und bestimmte Funktionen ausführen können. Detaillierte Informationen zu allen Cookies finden Sie unten unter jeder Einwilligungskategorie.

Die als „notwendig" kategorisierten Cookies werden in Ihrem Browser gespeichert, da sie für die Aktivierung der grundlegenden Funktionalitäten der Website unerlässlich sind.... 

Immer aktiv

Notwendige Cookies sind für die Grundfunktionen der Website von entscheidender Bedeutung. Ohne sie kann die Website nicht in der vorgesehenen Weise funktionieren. Diese Cookies speichern keine personenbezogenen Daten.

Keine Cookies zum Anzeigen.

Funktionale Cookies unterstützen bei der Ausführung bestimmter Funktionen, z. B. beim Teilen des Inhalts der Website auf Social Media-Plattformen, beim Sammeln von Feedbacks und anderen Funktionen von Drittanbietern.

Keine Cookies zum Anzeigen.

Analyse-Cookies werden verwendet um zu verstehen, wie Besucher mit der Website interagieren. Diese Cookies dienen zu Aussagen über die Anzahl der Besucher, Absprungrate, Herkunft der Besucher usw.

Keine Cookies zum Anzeigen.

Leistungs-Cookies werden verwendet, um die wichtigsten Leistungsindizes der Website zu verstehen und zu analysieren. Dies trägt dazu bei, den Besuchern ein besseres Nutzererlebnis zu bieten.

Keine Cookies zum Anzeigen.

Werbe-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf der Grundlage der von ihnen zuvor besuchten Seiten maßgeschneiderte Werbung zu liefern und die Wirksamkeit von Werbekampagne nzu analysieren.

Keine Cookies zum Anzeigen.

6. Una tomba per me 1973

Beim Tee im Habu-Hotel verabredeten wir mit Sheikh Nagdi den nächsten Morgen zum Besichtigen der verschlossenen Königsgräber. Er ist Chief Guardian und wandert jeden Tag über den Dra Abu el-Naga, um sämtliche Gräber zu kontrollieren. Ein sehr netter, verschmitzter Mann, Anfang 40 mit sechs Kindern, zu denen er noch welche möchte. Bei Sheikh Ali erwartete uns schon der junge Mann mit seinem Briefwunsch. Deshalb sollten wir zu ihm nach Hause kommen. Es war mittlerweile viel zu dunkel zum Schreiben, aber es half keine Ausrede. Bei ihm begrüßte uns die Mutter, dann gab es Tee, dazu bei einer Öllampe Fotos und Postkarten – wie festzustellen war, von denselben Touristen wie bei der anderen Familie. Er schenkte mir ca. vierzehn Miniskarabäen „für meine Freunde“. Wenn ich das nächste Mal komme, möchte er dafür vier Meter dunklen Stoff für eine Galabija. Wieder zurück, saßen wir noch eine Weile gemütlich im Hofe vor unserer Unterkunft und hielten einen Plausch mit Khaled und dem Inspector of Middle Egypt, der im Schlafanzug nochmal rauskam. Beim leisen Rauschen der Palmen sprachen wir über Hitler und den Zweiten Weltkrieg, Pablo Picasso und den Mondschein bis halb 1 Uhr.

Am darauffolgenden Tag hatten wir viel Pech. Der Fahrradschlüssel war verschwunden! Um halb 9 hatten wir uns mit Sheikh Nagdi verabredet, um 10 kam der Handwerker, der das Schloss aufsägte. Alle hatten die Ruhe weg, nur wir rotierten herum. Die Fahrt ins Tal der Könige hätte sich nicht mehr gelohnt, weil wir in die größte Hitze gekommen wären. So beschlossen wir, stattdessen die restlichen Gräber im Tal der Königinnen aufzusuchen. Im Schweiße unseres Angesichts absolvierten wir: Titi, Amon-her-chopeschef, Seth-her-schef. Man verwendet hier wie bei den Noblengräbern eine spezielle Technik der Beleuchtung. Vor das Grab lehnt man an einen Stein eine Platte mit Alufolie. Damit lenkt man den Sonnenstrahl ins Grab. Dort benutzt der Führer einen Spiegel und kann somit beliebig die Räume heller als mit einer Taschenlampe ausleuchten. Den Nachmittag fotografierte ich in Medinet Habu und ließ mir Zeit in jeder Ecke. Auf dem zweiten Pylon traf ich Khaled an, der einen Spaziergang vorschlug, atemberaubend an der Felsenkante entlang, die oberhalb von Hatschepsut verläuft. Wir begegneten einem Wolf. In der Ferne sah man Zuckerrohrfelder brennen, am anderen Ufer leuchtete Karnak und im Dorf heulten die Hunde, was sie immer tun, wenn ein Wolf in der Nähe ist. Die Hunde sind ungezählt und ungezähmt. Abends gehen alle nur mit einem Stock bewaffnet raus.

Blick von der Felskante auf den Hatschepsuttempel und den Mentuhoteptempel

Am 21. März holten wir den zweiten Besuch im Tal der Könige nach. Diesmal nahmen wir die Fahrräder, was durch stete Steigung und Gegenwind recht anstrengend war. Dort eingetroffen, mussten wir zunächst eine Weile beim Wächter des Tales ausruhen. Wir radebrechten ein bisschen auf Arabisch und Englisch. Durch Sheikh Nagdi wusste er, dass uns alle Gräber zugänglich gemacht werden sollten. Bei steigender Hitze absolvierten wir Ramses VI., Ramses I., Sethos I., Amenophis III. und Thutmosis III. Für meinen Begriff war das Sethosgrab im Bibân elMolûk das schönste. Der Hintergrund war in warmem Gelb ausgemalt und mit einer prachtvollen gelb/blauen Decke war die Sargkammer überwölbt. Thutmosis war etwas mühsam zu erreichen. Steile freie Treppen führten eine enge Schlucht hinauf und schließlich tief in den Berg hinab. In sehr schwülen, stickigen Gewölben waren die einfachen Strichzeichnungen angebracht. Am Schluss besuchten wir noch zwei unbedeutendere Gräber, wo es mir gelang, am Eingang einige Fotos zu schießen (ich hatte kein Blitzlicht). Bevor wir aufbrachen, saßen wir noch im Wächterhäuschen, ließen die Neckermanngruppen draußen vorbeiziehen und der Wächter schenkte mir eine kleine Horusfigur. Die Abfahrt war herrlich, wir ließen die Räder laufen. Zur Mittagszeit besorgte ich Papier bei Khaled für Dirk, dem Ami, weil er seinen Aufenthalt in Luxor vom vorrätigen Papier abhängig machte. Dirk malte am laufenden Band ganz hübsche Aquarelle. Am Nachmittag radelten wir zum Sethostempel nach Neu-Qurna. Dort trafen wir deutsche Archäologen, die mit Scherbenzeichnen beschäftigt waren. Eben gerade hatten sie ihre Grabung im Bereich des Pylons beendet.

Auf dem Heimweg hatte ich einen Platten. Zufällig kam Mohamed, der Nubier, vorbei, nahm mich auf seinen Gepäckträger und brachte uns zu sich nach Hause, wo er den Reifen flickte, während ich den französischen Brief schrieb. Aus Dankbarkeit schenkte er uns Ringe. Doch sollte das Ganze nicht ohne Hintergedanken verlaufen sein, was sich am nächsten Tag herausstellte. Wir hatten zur Besichtigung der Privatgräber die beiden Amerikaner mitgenommen, da sie vorher den Weg verfehlt hatten. Wir besuchten zusammen die wesentlichsten Gräber: (51) Userhet, (52) Nacht, (55) Ramose, (%&) Userhet, (69) Menna, (78) Haremhab, (96) Sennefer, (100) Rechmire, (81) Ineni. Die meisten Gräber haben ähnlichen Grundriss und die Darstellungen zeigen Szenen aus dem Alltag des Grabbesitzers. Nacht und Ramose gefielen mir am besten. Nachdem ich mit Dirk auf dem Inspektorat gewesen war, begegneten wir Mohamed, dem Briefeschreiber. Unbedingt wollte er mich nach Der-el-Medina führen, um mir Felszeichnungen zu zeigen. Klar wies ich ihn ab, aber er ließ nicht locker. Als ich mich verabschieden wollte, ließ er meine Hand nicht mehr los und stammelte irgendwelche Liebeserklärungen. Während wir so dastanden, hatte sich Dirk verkrümelt, der österreichische Grabungswagen fuhr vorbei und Sheikh Alis Küchenjunge brachte das neue Suppenhuhn. Endlich kam ich los.

Der Nachmittag führte uns, nach einem Wechsel in ein anderes Zimmer, nach Karnak. An der Anlegestelle lud uns Abdel Rahim auf den späten Abend zu sich nach Hause ein. Diesmal bestaunten wir in aller Ruhe den riesigen Tempelkomplex. Die Zeit bis 18 Uhr war dick ausgefüllt. Als das Spektakel schließlich anfing, erschien wieder Mustafa, der mich dann persönlich durchgeleitete. Vater musste nochmal ins Reisebüro wegen unseres Fluges nach Assuan. Leider war die Schau in Deutsch fast unerträglich pathetisch. Den ersten lyrischen Teil hatte ich auf Englisch schlecht verstanden, danach flüchtete ich. Wieder am Westufer begegnete uns schon wieder Mohamed, der zum Glück nicht gleich das Messer zückte, obwohl ich ihn absichtlich versetzt hatte. Er begleitete uns zu Abdel Rahim entlang der Steiluferkante bis zu dessen unbeleuchtetem Haus, wo wir beinahe über die Großmutter gestolpert wären. Drinnen saßen wir wieder auf einer Holzbank in einem weiß getünchten Raum, den ein paar blaustichige Illustriertenbilder schmückten. Die Freude war groß, als wir anregten, dass doch auch die Frau beim Tee dabei sein sollte. Sie kam mit Mutter, sprach aber nur Arabisch. Wir fragten Abdel, ob er Kinder habe. Ja, sagte er, zwei. Für eines deutete er die Größe an, das andere sei noch im Bauch. In die Dunkelheit hinein verabschiedeten wir uns und gingen einen ungefährlicheren Weg. Da Vaters Fahrrad einen Platten hatte, den Abdel flicken wollte, heuerten wir ein Taxi an, das uns in wenigen Minuten nach Hause brachte.

Qurna

Inzwischen war eine dänische Sozialarbeitergruppe eingetroffen, mit denen wir uns gut verstanden. Da sie sehr unbeholfen waren, machten wir sie mit einigen Einheimischen bekannt. Sie waren weniger der Kunst wegen gekommen, sondern wollten Land und Leute studieren.

Am letzten Tag in Luxor brachte Abdel das geflickte Fahrrad und einen Brief an seinen Bruder in Cairo. Zusammen tranken wir Tee, man hat ja Zeit. Auch der Mann aus dem Grab kam dazu. Der Staat hat vielen Fellachen Sozialwohnungen gebaut, aber sie bleiben lieber in den Gräbern, weil sie im Winter warm und im Sommer kühl sind. Was unser Bekannter arbeitete, haben wir nie herausbekommen. Wenn wir danach fragten, antwortete er nur in Witzen. Überall, wo was los war oder wo größere Menschenansammlungen waren, traf man ihn garantiert. Am Nachmittag kam Khaled und wir unternahmen einen Spaziergang in die Wüste mit Halt im Ramesseum-Rasthaus, das der Vater des Grabbewohners anscheinend gepachtet hat. Früh mussten wir an diesem Abend ins Bett, da wir anderntags um halb 7 von Sheikh Ali aufbrechen mussten. Sheikh Ali meinte mit seiner rauchigen Stimme: Come again! Bei Boulos lieferten wir die Fahrräder ab und der Flughafenbus brachte uns zum Airport, vorbei an Schulen, auf denen die Schüler zum Appell standen, durch Palmenhaine mit Militärzelten. Nach Empfang der Bordkarten liefen wir alle zum Flugzeug.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert